Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher unserer Internetseite,
als Feuerwehr ist es nicht unsere Aufgabe, schnellstens Berichte und Fotos von Einsätzen zu veröffentlichen. In erster Linie sind wir da, um zu helfen bzw. wenn es der Einsatz zulässt, die Betreuung der Pressevertreter zu übernehmen. Wegen der Großschadenslage bei dem Unwetter in Kleinblittersdorf und dem Regionalverband veröffentlichen wir daher erst jetzt den Bericht der Feuerwehr zusammen mit den angefertigten Fotos.
Kein Tag wie jeder andere, Unwetter wütet im Regionalverband besonders in Kleinblittersdorf.
Die letzte Stunde des 31. Mai 2018 (Fronleichnam) hat gerade begonnen. Viele sitzen gegen 23:00 Uhr noch in ihren Gärten, auf dem Balkon, vor den Fernsehgeräten oder aber schlafen schon. Gemütlich will man den Tag beenden. Die bzw. der ein oder andere kann dies auch machen, denn der Freitag ist ein Brückentag, an dem man frei gemacht hat, um das verlängerte Wochenende zu genießen. Doch es kommt unerwartet ganz anders.
Kurz nach 23:00 Uhr sind von weitem Blitze zu sehen und Donnern wahrzunehmen. Ein kurzer Blick auf das Handy mit dem Regenradar lässt nichts Gutes ahnen, denn blau gefärbt, ziehen Regenwolken direkt über Teile des Regionalverbandes, insbesondere über Kleinblittersdorf. Und so kommt es dann auch, dass es anfängt zu regnen, anfänglich noch in normalen Mengen. Gegen 23:15 Uhr jedoch meldet sich das Gewitter in vollem Ausmaß und auch der Regen prasselt in Strömen vom Himmel. Diese Regenmassen führen innerhalb weniger Minuten dazu, dass sich in Bliesransbach die „Ransbach“ und in Kleinblittersdorf der sonst so friedlich da liegende „Scherbach“ zu reißenden Flüssen entwickeln und damit die Kanalisation überlastet ist.
Diese Entwicklung wird auch von vielen Anwohnern bemerkt, die vor die Tür gehen und feststellen müssen, dass das Wasser innerhalb von Sekunden steigt. Schnell hat man erkannt, dass dies zu einer Gefahr von eindringendem Wasser in die Häuser führen kann. Jetzt wird versucht, so wie es nur geht, sein Haus zu schützen. Doch zu spät. Bis zu einem Meter hoch läuft das Wasser die Kleinblittersdorfer Scherbachstraße hinunter ins Tal. Am Ende der Straße vor einem querstehenden Haus entstehen Berge von mitgeschwemmten Steinen, Sand und Holz, während das Wasser weiter in Richtung Ortsmitte läuft und unterwegs immer wieder durch dessen Kraft Gehwege und Straßen ausspült. In der Scherbachstraße werden auf der Straße abgestellte Autos mit nach unten gerissen und die, die in einer Einfahrt stehen, über Gartenmauern geschoben, wo sie dann meist ineinander gekeilt irgendwo zum Stehen kommen. Doch damit nicht genug. Wasser, Schlamm und Geröllmassen drücken sich unaufhaltsam in die Häuser, jegliches Tätigwerden gegen diese Wucht der Natur ist unmöglich. Schlimmer noch, die Scherbachstraße wird ab der Einmündung „Zum Rechen“ bergauf bis zum Wald so derart unterspült, dass sich große Teile der Straßendecke anheben, lösen und über weitere Straßendecken geschwemmt werden. Auch Gehwege, unter denen erst kürzlich neue Versorgungsleitungen verlegt wurden, werden fortgespült. Zurück bleiben Abwasserrohre und Kabel umhüllt von Geröllmassen.
Nicht viel anders sieht die Lage in dem sechs Kilometer entfernten Bliesransbach aus. Auch hier werden Autos ineinandergeschoben. Mit einem Schock kommt ein Fahrer davon, der mit seinem Fahrzeug auf einer Brücke steht, als sich die Fahrbahndecke plötzlich selbstständig macht und samt Auto mit Fahrer in die Tiefe stürzt. Tödlich endet das Unwetter für ein Pferd. Dieses kommt zwischen zwei PKW, wo es eingeklemmt wird und stirbt.
Bei alle dem hilft nur noch die Feuerwehr. Also wählt man die 112 und gibt durch warum und wo man die Helferinnen und Helfer benötigt. Binnen kürzester Zeit gehen bis in die frühen Morgenstunden weit über 150 Notrufe ein, wobei die ersten drei Meldungen aus Auersmacher kommen. Weitere folgen über den Tag verteilt und betreffen alle Ortsteile. Ausgenommen bleibt Hanweiler. Werden zunächst nur zwei Löschbezirke zu den Einsätzen alarmiert, so lässt Einsatzleiter Wehrführer Peter Dausend bereits kurze Zeit später die gesamte Kleinblittersdorfer Feuerwehr alarmieren. Weiterhin wird im Gerätehaus eine Technische Einsatzleitung (TEL) gebildet, die per Fax die Einsatzmeldungen erhält und je nach Lage in genauer Reihenfolge die Helferinnen und Helfer zu den Einsatzstellen schickt.
Auch gibt es Bürgerinnen und Bürger, die direkt im Gerätehaus anrufen und die Feuerwehr anfordern. Immer wieder hört man hier vom Wehrführer „Blitzmeldung“, was ein Zeichen höchster Priorität ist, denn diese Einsätze sollten schnellstens abgearbeitet werden. Neben der Technischen Einsatzleitung im Gerätehaus Kleinblittersdorf werden durch die Feuerwehren Völklingen, Riegelsberg und Saarbrücken mit deren Einsatzleitfahrzeugen verteilt im Einsatzgebiet drei weitere Technische Einsatzleitungen gebildet, was für eine geordnete und bessere Koordination sorgt. Auch gibt es zwei Einsatzabschnitte. Den ersten in Kleinblittersdorf, koordiniert von Wehrführer Peter Dausend sowie dessen Stellvertreter Jörg Wagner. Einen Zweiten in Bliesransbach, geleitet vom stellvertretenden Brandinspekteur Ruwen Dumont. Der Stellvertretende Wehrführer Michael Becker führt die zentrale Technische Einsatzleitung (TEL) im Gerätehaus Kleinblittersdorf.
Es dauert nicht lange bis die ersten Fahrzeuge ausrücken. Jedoch kommen diese – bedingt durch Geröll- und Wassermassen – nur schlecht und sehr langsam auf der Fahrbahn voran. Wegen der steigenden Einsatzzahlen lässt die Einsatzleitung alle Bereitschaftszüge aus dem Regionalverband alarmieren. Nach und nach werden diese zu den Einsatzstellen abgerufen, was in den frühen Morgenstunden zu ersten Erfolgen durch Abpumpen von Wasser führt. Während einige Öltanks bereits umgefallen sind, können Andere dagegen noch abgesichert werden. Auch drei Löschbezirke aus der Gemeinde Gersheim im Saarpfalz-Kreis unterstützen bei dem Einsatz.
Nicht mehr befahrbar ist auch die B51, eine Umgehungsstraße. Hier sind Hänge abgerutscht. Teils müssen Leute aus ihren Fahrzeugen befreit werden, während In Bliesransbach ein Kind aus der ersten Etage eines Wohnhauses gerettet werden muss.
Angefordert wir auch das Technische Hilfswerk (THW). Zuständig sind hier Rudi Klein und Bernd Hussong. Beide übernehmen Schichtweise in der TEL Kleinblittersdorf den Einsatz und lassen zunächst sechs THW-Einheiten aus Friedrichsthal, Sulzbach, Spiesen-Elversberg, Völklingen, St. Wendel und Saarbrücken anrücken. Samstags kommen zusätzlich weitere THW-Einheiten aus Kaiserslautern, Zweibrücken und Neustadt an der Weinstraße nach Kleinblittersdorf. Mit mehreren Radladern werden angehäufte Geröllmassen und Schlamm in Container bzw. LKWs verladen und abtransportiert. Erfreulich hierbei ist, dass für diese Aktion spontan viele Firmen ihre Fahrzeuge und Bagger zur Verfügung stellen und somit für einen schnelleren Einsatzerfolg sorgen.
Im Einsatz sind auch drei Baufachberater des THW. Diese begutachten die mit Schlamm und Wasser vollgelaufenen Häuser. Bei insgesamt sechs Häusern müssen wohl weitere Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden. In weiten Teilen der Gemeinde fällt auch der Strom aus. Im Haus Vita, in dem sich mehrere Wohnungen von älteren Menschen befinden, kann schnell geholfen werden. Dank eines Feuerwehrkameraden der bei der Firma Energis arbeitet, kann hier binnen kurzer Zeit der Strom wieder fließen. Stromlos ist auch eine Apotheke. Hier befinden sich in einem Kühlschrank Medikamente. Seitens der Feuerwehr kann hier mit einem Aggregat für eine Stromzufuhr gesorgt werden.
Vor Ort machten sich auch Ministerpräsident Tobias Hans, Umweltminister Rheinhold Jost und der saarländische Polizeipräsident Norbert Rupp sowie Minister Klaus Boullion und Regionalverbandsdirektor Peter Gillo ein Bild von dem verheerenden Unwetterereignis. Alle sprachen ihre größtmögliche Unterstützung für die betroffenen Unwetteropfer zu.
Um die Einsatzleitung von den vielen Pressevertreterinnen und -vertretern und deren Fragen zu entlasten, kommt auch der Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Freiwilligen Feuerwehren im Regionalverband Saarbrücken zum Einsatz. Dieser führt die Pressevertreterinnen und -vertreter durch das Einsatzgeschehen und gibt entsprechende Auskünfte. Weiter wird für den Nachmittag eine Pressekonferenz organisiert. An dieser nehmen Bürgermeister Stefan Strichertz, Wehrführer Peter Dausend, der Leiter der technischen Einsatzleitung Michael Becker, der stellvertretende Brandinspekteur Ruwen Dumont, Landesbrandinspekteur Timo Meyer sowie Bernd Hussong vom THW und Sebastian Fontaine vom DRK teil.
Bürgermeister Strichertz lobte die sehr gute Zusammenarbeit aller Hilfskräfte und sprach seinen Dank aus. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinde hätten von Beginn an geholfen, wo es nur ginge. Hierfür wurde ebenfalls ein Dank ausgesprochen. Solche Unglücke habe man bisher nur aus dem Fernsehen gekannt. Dass es dann aber einen selbst treffen könne, daran habe in der Gemeinde wohl niemand geglaubt. Nun, so der Bürgermeister, müsse man alles Ermessliche unternehmen um eine Normalität zu erreichen. Als einen ersten Schritt werde man eine Notrufnummer einrichten, an die sich in allen Fragen gewendet werden könne. Auch Notunterkünfte seien in der alten Schule Bliesransbach vorhanden.
Wehrführer Dausend erwähnte, dass dieses Geschehen selbst für erfahrene Leute unvorstellbar sei. Toll sei es anzusehen, mit welcher Motivation die Feuerwehrleute arbeiten und einfach nicht nach Hause gehen wollen. Insbesondere aber gab es mehrere Kameradinnen und Kameraden, die selbst von dem Unwetter betroffen waren. Doch statt zuerst an sich zu denken, eilten diese zum Einsatz und halfen zunächst anderen, was sehr lobenswert sei. Da eine längere Einsatzzeit abzusehen war, habe man die Mannschaften nach 12 Stunden ausgewechselt.
Ruwen Dumont sprach hinsichtlich der Einsatzzüge von einem sinnvollen Instrument, wodurch flächendeckend eine schnelle Hilfe möglich war. Die Technische Einsatzleitung habe schnell ihre Arbeit aufgenommen. Erfreulich sei auch, wie nett und verständlich die Bürgerinnen und Bürger gegenüber den Einsatzkräften waren. Dumont sprach von einer „top Bevölkerung“. Nicht vergessen wolle er die Notfallseelsorger. Auch diese seien mit zehn Einsatzkräften vor Ort gewesen und hätten Gespräche mit Betroffenen geführt.
Michael Becker als Leiter der TEL sprach von einer positiven Entlastung durch die Bildung der zusätzlichen Einsatzleitungen. Dies hätte gezeigt, dass auch bei Großeinsätzen dieser Art die Zusammenarbeit funktioniere.
Vom THW waren laut Bernd Hussong 48 Einsatzkräfte im Dienst. Für die Verpflegung zeigte sich das DRK verantwortlich. 750 Portionen, so Sebastian Fontaine, seien von insgesamt 65 Helferinnen und Helfern noch in der Nacht zubereitet worden.
Landesbrandinspekteur Timo Meyer lobte den unermüdlichen Einsatz aller Helferinnen und Helfer. Insgesamt habe man bisher im Regionalverband und den angrenzenden Wehren 700 Einsätze abgearbeitet, davon bis zum 1. Juni, 17:00 Uhr, allein 200 in der Gemeinde Kleinblittersdorf, wie Wehrführer Peter Dausend hinzufügte.
Die letzten externen Einheiten des TWH und des DRK konnten am 02. Juni um 21 Uhr abrücken. Die Feuerwehr der Gemeinde Kleinblittersdorf war auch am 4. Juni noch im Einsatz.
Rafael Mailänder (Pressesprecher F.F. RV SB)