Am Freitag, 24.09.2021 fand eine Übung des ABC Zuges des Regionalverbandes Saarbrücken auf dem Gelände der Saarstahl AG in Völklingen statt.
Das Übungszenario sah so aus: aus einer stationären Tankanlage kam es zu einem Produktaustritt. Ein Mitarbeiter erlitt dabei schwerste Verätzungen. Er konnte sich nicht selbst aus dem Gefahrenbereich retten.
Zunächst rückte die ortsansässige Werkfeuerwehr an. Nach Feststellung des Gefahrenbereiches erfolgte parallel die Menschenrettung, unter Chemieschutzkleidung. Zeitgleich erfolgte die Einrichtung einer Not-Dekon durch die Werkfeuerwehr.
Die Spezialfahrzeuge des ABC Zuges sind mittlerweile in den Bereitstellungsraum gefahren.
Der ABC Einheitenführer Brandinspektor Frank Schneider und der ELW der Führungsunterstützung fuhren direkt die Einsatzstelle an.
Dieser wurde dann vom Einsatzleiter der Werksfeuerwehr Herrn Michael Dörr in die Lage eingewiesen.
Mittlerweile konnte festgestellt werden, dass es sich bei der austretenden Flüssigkeit um eine brennbare Flüssigkeit handelt. Die Verätzungen des Mitarbeiters wurden von Kräften der Werkfeuerwehr erstversorgt.
Zur Sicherung des dreifachen Brandschutzes wurde durch den Einheitenführer 2 Tanklöschfahrzeuge und der Abrollbehälter Pulver angefordert.
Das TLF 4000 der FF Friedrichsthal, LB Bildstock, ging an der Absperrgrenze in Stellung und baute dort eine Angriffsleitung, ein Schaumrohr sowie einen Dachmonitor für einen kombinierten Wasser-/ Schaumeinsatz auf. Parallel daneben ging der AB-Pulver in Stellung und komplettierte durch den Aufbau einer Pulverleitung bzw. Dachwerfers den dreifachen Brandschutz.
Zur Durchführung wurde ein Trupp unter Hitzeschutz bereitgestellt. Das TLF 24/50 des LB Völklingen-Mitte übernahm den Aufbau einer gesicherten Wasserversorgung zur Einsatzstelle, sowie die Leitung dieses Einsatzunterabschnitts. Nahezu gleichzeitig erfolgte das Abrufen der Teileinheit „Technik“. Sie ging mit der Arbeitsgruppe, dem RW-G und dem GW-G2 hinter der Brandschutzkomponente in Stellung. Um weitere Informationen aus dem Gefahrenbereich zu bekommen wurde sofort ein Trupp unter CSA vorgeschickt. Dieser teilte mit, dass sich eine größere Leckage an einem Tank mit insgesamt 20.000 Liter Gesamtvolumen befinde. In unmittelbarer Nähe dazu tritt das Medium aus einem undichten Industrieflansch aus. Die vorhandene Gefahrgutkennzeichnung wurde sofort an die Teileinheit „Messen“ weitergeleitet. Diese ging nach ihrem Abrufen neben dem ELW des Gefahrstoffzuges mit dem GW-Messleit und dem CBRN-Erkunder in Position. Im Anschluss daran erhielt die Teileinheit „Dekon“ mit dem GW-Dekon P und dem TLF 16/25 ihren Abruf und baute die erforderliche Standardekon im Bereich der bereits eingerichteten Notdekonstelle der Werkfeuerwehr auf. Die zuvor grobgereinigten CSA-Träger der Werkfeuerwehr wurden im Anschluss daran fachgerecht dekontaminiert.
Nach dem Ausstatten der CSA-Trupps mit entsprechender Messtechnik durch die Teileinheit „Messen“ wurde zudem eine messtechnische Bereichsüberwachung durchgeführt. Gleichzeitig kümmerte man sich dort um eine Stoffrecherche bzgl. des ausgelaufenen Stoffes. Hier war nun schnell klar, dass es sich bei dem auslaufenden Medium um Aceton handelt. Das Ergebnis wurde sofort an den ABC-Einheitenführer und die anderen Teileinheiten weitergeleitet. Im Zuge der daraus resultierenden Maßnahmen, wie z. B. Warnen des gesamten Werkes und der Bevölkerung, erfolgte zudem die Erhebung der aktuellen Wetterdaten um anhand einer Ausbreitungsberechnung dem Ganzen Sorge zu tragen. Im Bereich „Sicherung“ wurde somit nach Auswertung der Stoffdaten auf alkoholbeständiges Schaummittel umgestellt. Durch die gewonnen Stoffeigenschaften wurden auch im Unterabschnitt „Technik“ die notwendige Schutzstufe sowie beständige Einsatzgeräte festgelegt. Insgesamt mussten zwei größere Leckagen durch Einsatzkräfte unter Vollschutz (CSA) abgedichtet werden. Für die Leckage an dem Tank wurde ein sogenanntes Leckdichtkissen angebracht. Hierfür kam ein zweiter CSA-Trupp zur Unterstützung, da die etwas höher gelegene Austrittstelle nur über eine Steckleiter für die Einsatzkräfte zu erreichen war. Nach kurzer Zeit war diese Stelle erfolgreich abgedichtet und man kümmerte sich um den undichten Industrieflansch. Hier wurde zunächst die Verschraubung durch den Einsatz von nicht funkenreißendem Werkzeug gelöst um eine zuvor weggerissene Dichtung gegen eine neue zu ersetzen. Nach erfolgter Abdichtung beider Leckagen begaben sich die beiden CSA-Trupp ́s des ABC-Zuges zum Dekonplatz. Hier erfolgten die entsprechende Dekontamination mit einer Einpersonenduschkabine und die anschließende Ausschleusung aus dem Gefahrenbereich.
Nach insgesamt 65 Minuten war diese Gemeinschaftsübung des ABC-Zuges mit der Werkfeuerwehr der Saarstahl AG beendet.
An der kompletten Übung waren fast 70 Feuerwehrkameraden mit rund 25 Fahrzeugen beteiligt.
Im Anschluss daran erfolgte eine kurze Aussprache aller Beteiligten. ABC-Einheitenführer Frank Schneider dankte zunächst dem Unternehmen für die Bereitstellung des Übungsobjektes sowie dem Leiter der Werkfeuerwehr Michael Dörr für die tolle Unterstützung zur Übungsvorbereitung.
Weiterhin betonte er, dass es wichtig ist, sich in solchen Lagen auf die Arbeit des anderen verlassen zu können; und das sei an diesem Abend gelungen. Michael Dörr entgegnete, dass er vom Aufgebot und der Struktur des ABC-Zuges sichtlich beeindruckt ist. Man habe deutlich erkannt, dass sich jeder auf die Arbeit der Spezialkräfte verlassen kann.
Der Löschbezirk VK-Ludweiler kümmerte sich um die anschließende Beköstigung aller Übungsteilnehmer. So fand man sich noch zu einem kleinen Imbiss und Getränk zusammen um das Erlebte untereinander nochmals auszutauschen.
Text: Hans Peter Frühauf und Frank Schneider
Fotos: Jürgen Koch und Hans Peter Frühauf