Das mit den Einsatzkräften bei Einsätzen ist immer so eine Sache. Sind zu wenige vor Ort gehen hinterher die Spekulationen los ob Schäden, vor allem wenn Personen betroffen sind, verhindert worden wären wenn gleich mehr Kräfte alarmiert worden wären. Im Gegenzug wird man fast belächelt, wenn- wie sich immer erst im Nachhinein herausstellt- wegen einer Lappalie viele Kräfte alarmiert wurden.
Wir wollen hier an einem konkreten Beispiel erläutern, was die Hintergründe solcher Einsätze sind.
Ursache: In einem Thermalbad mit Wellnessbereich und zeitweise über 400 Besuchern wurde ein Chlorgasalarm gemeldet. Letztendlich war lediglich ein Sensor defekt. Es ist tatsächlich kein Gas ausgetreten. Trotzdem wurden inklusive Mitarbeiten über 100 Personen in leichter Bekleidung evakuiert. Im Sommer kein Problem, aber im Winter sieht es ganz anders aus….
Hier mal aus Sicht der Feuerwehr:
Der Einsatzdisponent muss anhand der eingehenden Meldung entscheiden, was für ein Einsatz angelegt wird. Je nach Einsatzstichwort ist in den Alarm- und Ausrückeordnungen der Kommunen hinterlegt, welche Einheiten alarmiert werden. Dazu gehören ggf. auch Spezialkräfte. Er muss seine Entscheidung anhand der Angaben treffen, die er durch den oder die Notrufe erhält. Seine Einschätzung stellt die Weichen für den weiteren Verlauf.
Konkret ging es um einen Einsatz mit Menschen und mit Chlor. Chlor ist ein giftiges Gas. Es sind besondere Schutzausrüstungen, Spezialgeräte und – material sowie entsprechend ausgebildetes Personal erforderlich. Dieses in allen Kommunen, Kostenträger der Feuerwehren, vorzuhalten, wäre aus finanziellen und personellen Gründen einfach nicht möglich. Im Gefahrgutbereich im Regionalverband gibt es seit ca. zwei Jahren einen neu strukturierten Gefahrstoffzug, der sich aus Kräften der Feuerwehr Saarbrücken (BF und FF) und Kräften der Freiwilligen Feuerwehren Völklingen und Püttlingen zusammensetzt. Diese Einheit ist für alle möglichen Einsätze mit Gefahrgut, auch mit radioaktivem Material, zuständig. So werden Einheiten für den eigentlichen Einsatz, zum Messen an der Einsatzstelle und in der Umgebung, zur Sicherung der Einsatzstelle und auch zur Dekontamination benötigt. Das sind alleine 12 Großfahrzeuge. Diese sind auf die einzelnen Standorte verteilt. Hinzu kommt dann noch die örtliche Feuerwehr. Sie ergreift bis zum Eintreffen der Spezialkräfte erste Maßnahmen und unterstützt auch danach die Spezialkräfte. Auch werden noch Führungseinheiten, wie z.B. Technische Einsatzleitungen und Führungsdienste, benötigt. Dazu kommen dann noch der Rettungsdienst zur Versorgung von verletzen Beteiligten und Einsatzkräften sowie die Polizei.
Insgesamt kommen da an der Einsatzstelle schnell über 30 Einsatzfahrzeuge zusammen. Bei vielen Einsätzen wirkt dies „wie mit Kanonen auf Spatzen geschossen“. Aber nicht alle Einsätze stellen sich als Bagatellen heraus. Schickt man erst eine kleine Einheit zur Erkundung und es handelt sich um einen tatsächlichen Einsatz geht wertvolle Zeit, die Menschenleben kosten kann, verloren. Deshalb werden eher mehr Kräfte alarmiert, die man dann ggf. wieder nach Hause schickt, als zu wenige.
Und doch war dieser Einsatz nicht sinnlos. Er hat gezeigt, dass das Betreiberunternehmen der Einrichtung verantwortungsvoll mit seinen Gästen umging. Das Gebäude wurde umgehend, noch vor Eintreffen der Feuerwehr, geräumt. Die Gäste waren diszipliniert. Die Einsatzfahrzeuge haben ihre Bereitstellungsräume, von denen sie ihre eigentlichen Einsatzstellen anfahren, aufgesucht. Die Einsatzstelle war somit auch nicht durch die vielen Fahrzeuge „verstopft“.
Das neue Konzept für Gefahrguteinsätze ging auf und es waren trotz der für Freiwillige Feuerwehren kritischen Zeit am frühen Mittag genügend Einsatzkräfte vor Ort.
Es war der zweite Einsatz der neu organisierten Spezialeinheit, der gezeigt hat, dass das Konzept grundsätzlich stimmt. Insoweit hat auch dieser Einsatz für die Weiterentwicklung wichtige Erkenntnisse gebracht – und das Wichtigste: es waren zu keiner Zeit Menschen in Gefahr.
Für Ihre Sicherheit:
Ihre Feuerwehren im Regionalverband
Markus Dincher, Fachbereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehren im Regionalverband Saarbrücken mit freundlicher Unterstützung von Brandinspekteur Tony Bender und seinem Stellvertreter Ruwen Dumont
Archivfotos: Hanspeter Frühauf und Markus Dincher